Ist Langeweile furchtbar oder fruchtbar?

Langeweile ist essentiell für Kreativität. Man meint zu Unrecht, dass Kreativität hauptsächlich dadurch ausgelöst wird, dass ein bestimmtes Problem gelöst werden muss.

Wenn Du das nächste Mal nichts mit Dir anzufangen weißt, sei glücklich. Nimm das Gefühl der Langeweile an wie ein Geschenk. Sage Dir, das Dir nichts Besseres passieren konnte, als jetzt gelangweilt zu sein.

Die Langeweile hat bekanntermaßen einen schlechten Ruf. Wir verbinden mit ihr vertane Zeit, verpasste Chancen, Müdigkeit und Frustration. Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt, dass Langeweile die kreative Assoziation fördert und einen dazu bringt, tiefere Bedeutung und Zufriedenheit zu finden.

Langeweile ist essentiell für Kreativität. Man meint zu Unrecht, dass Kreativität hauptsächlich dadurch ausgelöst wird, dass ein bestimmtes Problem gelöst werden muss. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Kreativität dann entsteht, wenn man etwas tut, wie man es bereits hunderte Male zuvor getan hat und dabei Langeweile verspürt. Dieses Gefühl weckt den starken Drang, etwas Neues auszuprobieren.

Das ist auch der Grund, warum Innovationen und neue Trends in Technologie, Kunst oder Gesellschaft in der Regel bereits beginnen, wenn wir noch dabei sind, den aktuellen Ansatz zu vertiefen und zu verfeinern.

Das Neue beginnt nicht etwa dann, wenn die aktuelle Situation ausgereizt ist. Sondern damit, dass ein paar Menschen verspüren, dass ihnen langweilig geworden ist. Sie fangen an herumzuspielen, was und wie man etwas ändern kann.

Deshalb sollte man die Langeweile als Motor für die Suche nach besseren Wegen sehen, anstatt ihr das negative Prädikat der Nutzlosigkeit zu verpassen. Wie oft sind wohl Verbesserungen in Prozessen und Produktionsweisen zustande gekommen, weil die Leute, die die Arbeit verrichteten, so gelangweilt waren, immer wieder dasselbe zu tun? Vielleicht ist die Langeweile ein viel größerer Ansporn, intelligenter und effizienter zu arbeiten und damit Kosteneinsparungen zu erzielen, als abstrakte Systeme und klar definierte Prozesse zur „ständigen Verbesserung”?

Langeweile als Schlüssel zu mehr Erfolg

Genau lässt sich das wohl nicht sagen. Aber wie Dir Langeweile zum Erfolg verhelfen kann, kannst Du ja einmal ganz einfach ausprobieren. Wenn Du das nächste Mal gelangweilt bist, akzeptiere den Zustand. Lasse die Langeweile zu. Dein Verstand richtet sich nach innen und das Nachdenken wird ganz automatisch angeregt. Die Langeweile kann dann ein Botschafter für Dich sein, der Dich anregen möchte, Antworten auf Fragen wie diese zu finden: Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Welche Ziele möchte ich noch verwirklichen? Wofür kann ich dankbar sein?

Oder aber Schlafen. Genau wie Tiere, die sich einfach hinlegen, wenn sie nichts zu tun haben, gönne Dir einfach eine Schlafpause oder entspanntes Herumdösen. Hier liegt oftmals die Quelle für Kreativität und nicht unbedingt im wachen Zustand, in dem wir ständig beschäftigt sind und produktiv sein wollen.

Menschen können normalerweise nicht schlafen, weil ihr Geist zu aktiv ist. Wir sind darauf trainiert, ständige Stimulation zu suchen. Wir denken darüber nach, was wir morgen zu erledigen haben, oder was heute passiert ist. Das Kopfkino wird eingeschaltet, was nicht selten zu unnötigen negativen Emotionen führt (“Ach, ich muss ja unbedingt noch…” oder “Warum ist das denn schon wieder…”). Gibt man sich stattdessen genüsslich der Langeweile hin, schläft man in wenigen Augenblicken ein.

Bitte keine Verherrlichung der Langeweile!

Die Kritik an der Langeweile hat natürlich auch ihre Berechtigung. Entscheidend ist, wie man sich über einen längeren Zeitraum fühlt. Gefühle von Unlust, einer gewissen Leere oder gar Frustration können eine Begleiterscheinung von Langeweile und äußerst unangenehm, manchmal sogar schmerzhaft sein. In manchen Fällen wird auch Stress oder eine gewisse Entfremdung von der eigenen Person ausgelöst.

Am wichtigsten ist es in diesen Momenten, dass Du erst einmal akzeptierst, dass Du Dich nicht gut fühlst. Danach solltest Du beobachten, ob die negativen Gefühle andauern oder ob sie auch wieder gehen. Die Langeweile zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur vorübergehend ist. Solange sie überwunden werden kann, ist die Langeweile nicht unbedingt negativ, sondern kann eine positive Wirkung entfalten. Man sollte die Langeweile daher weder verteufeln noch verherrlichen.

Ist Langeweile bei Kindern normal?

Klare Antwort: Ja, Langeweile ist Teil der natürlichen Entwicklung eines Kindes. Ganz junge Kinder kennen noch keine Langeweile, da sie ihre Bedürfnisse noch nicht selber befriedigen können. Sie sind dabei auf die Hilfe anderer angewiesen. Außerdem werden wir alle mit einem natürlichen Interesse an dieser Welt geboren. Das ist gut zu beobachten, wenn kleine Kinder ‘auf Entdeckungsreise’ gehen. Aufmerksam  und vorurteilslos interessieren sie sich für alles, was in ihrer Umgebung vor sich geht.

Je älter Kinder werden, desto selbständiger werden sie. Sie beginnen zu filtern, was sie interessiert und was nicht. Sie lernen herauszufinden, was sie wirklich möchten. Es ist dieses Interesse, was schon in jungen Jahren zu innerer Lebendigkeit, zu Erfüllung und Leidenschaft im Leben führt.

Mit der zunehmenden Fähigkeit eines Kindes, seinen individuellen Interessen nachgehen zu können, steigt auch die Verantwortung gegenüber sich selbst, diesem Bedürfnis nachzukommen. In diesem Entwicklungsprozess ist es ganz natürlich, dass Kinder in Situationen geraten, in denen sie nicht mehr genau spüren, was sie wirklich interessiert. Sie haben plötzlich die Orientierung verloren und fühlen sich leer. Und das sind die Momente, in denen Langeweile aufkommt.

Viele Eltern fühlen sich unwohl, oder machen sich gar Vorwürfe, wenn sie ihre lustlosen Kinder beobachten. Rasch wird versucht, dem Kind die Situation durch Anregungen wie “Schau’ Dir doch ein Buch an” oder “Möchtest Du nicht die neuen Rollschuhe ausprobieren?” erträglich zu machen. Meist vergeblich, denn der Grund für die Unlust des Kindes liegt oftmals gerade darin, der permanenten Reizüberflutung zu entkommen. Die Aufforderungen können sogar kontraproduktiv wirken und noch mehr Langeweile auslösen, da das Kind unbewussten innerlich blockiert.

Vielmehr ist es wichtig zu akzeptieren, dass Zeiten der Langeweile notwendige Umbruchphasen sind; sie sind Ausdruck benötigter Ruhe, damit sich die Kinder wieder sammeln und orientieren können.

Deshalb sollte man als Elternteil zunächst gelassen bleiben und Verständnis für die Situation zeigen, indem man beispielsweise sagt: “Ich kann verstehen, dass du dich gerade ein bisschen langweilst. Das geht mir auch manchmal so. Aber ich weiß auch, dass das wieder vorbeigeht.”

Hält die Langeweile allerdings an und äußert das Kind ein permanentes generelles Desinteresse, sollte man den Ursachen auf den Grund gehen. Dahinter können sich tiefer sitzende Ängste oder Probleme verbergen, die so schnell wie möglich aus dem Weg geschafft werden sollten.

Zusammenfassung

Wenn Du Dir erlaubst, gelangweilt zu sein, erlaubst Du Dir, zu träumen. Und das ist die beste Voraussetzung, positive Verbindungen herzustellen.

Wenn du das nächste Mal also denkst “Mir ist so langweilig” oder es liegt ein verregneter Sonntag vor dir, an dem Du nichts vorhast, dann schätze Dich glücklich. Mache einfach nichts und lasse die Gedanken kreisen. So kommt Deine nächste große Idee von ganz alleine!

Allerdings solltest Du das Gefühl der Langeweile auch beobachten. Solange es vorübergehend ist, kann es durchaus seine positiven Eigenschaften entfalten. Hält die Langeweile allerdings an und Du empfindest die Situation zunehmend als belastend und qualvoll, muss den Ursachen auf den Grund gegangen werden.

Das gilt auch bei Kindern. Die Langeweile gehört zum natürlichen Entwicklungsprozess eines Kindes dazu. Ist ein Kind lustlos, sollte man die Situation zunächst akzeptieren und gelassen bleiben. Zeigt das Kind allerdings dauerhaftes Desinteresse, ist eine tiefere Analyse notwendig.