3 Grundprinzipien Eines Effektiven Erziehungsstils in Krisenzeiten (Die Oft Übersehen Werden)

3 Grundprinzipien Eines Effektiven Erziehungsstils in Krisenzeiten (Die Oft Übersehen Werden)

Eltern zu sein, ist immer hart und herausfordernd. Aber selten war dies offensichtlicher als im Jahr 2020. Das Coronavirus hat die Welt fest im Griff und den Alltag sowohl für uns als auch für unsere Kinder grundlegend verändert.

Ganze Familien müssen auf unbestimmte Zeit im Haus bleiben, Kinder werden online geschult, manche Eltern verlieren gar ihre Arbeit. Es ist wahrscheinlicher, dass wir Menschen mit Masken sehen als ohne. Und das Umarmen von Freunden oder Verwandten stellt immer noch ein Gesundheitsrisiko dar. Dabei steht die Sorge um die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Kinder heute mehr als früher im Vordergrund der Interessen eines jeden Elternteils.

Kurz gesagt, es gibt eine lange Liste von Gründen, sich in diesem Jahr gestresst zu fühlen. Aber während wir uns mit dem Stress von Corona auseinandersetzen, dürfen wir nicht vergessen, wie dies sich auf unsere Kinder auswirkt.

Natürlich teilen sie viele der gleichen Ängste und Sorgen wie wir. Aber als Eltern haben wir eine besondere Rolle zu spielen, nämlich die eines Vorbilds. Und wie auch immer wir uns entscheiden, wie wir auf den derzeitigen Stress reagieren, uns muss klar sein, dass unsere Reaktion sich nicht nur auf uns selbst auswirkt, sondern vor allem auch auf unsere Kinder.

Warum einige Eltern besser mit dieser Krise umgehen können als andere

In kürzlich durchgeführten Umfragen wurde untersucht, a) wie Eltern mit der Corona-Pandemie umgehen und b) wie dieser Umgang sich auf die Situation zu Hause auswirkt.

Dass höherer Stress aufgrund von COVID-19 zu mehr Familienstreitigkeiten, rigideren Erziehungsstilen und auch mehr notleidenden Kindern führt, waren dabei leider keine überraschenden Neuigkeiten.

Allerdings ist in diesen Umfragen auch deutlich geworden, dass es in gut funktionierenden Familien einen gemeinsamen Nenner gibt. Im Mittelpunkt dieser Familien steht etwas, das als mentale Flexibilität bezeichnet wird. Mentale Flexibilität ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu regulieren und sich so zu verhalten, dass es den eigenen Zielen dient – selbst unter stressigen Umständen.

Je mental flexibler die Eltern waren, desto konstruktiver war ihr Erziehungsstil, desto enger stand die Familie zusammen und desto besser konnte sie mit dem Stress umgehen, der durch Corona verursacht wurde. Umgekehrt gilt: Je mental inflexibler die Eltern waren, desto destruktiver war ihr Erziehungsstil, und desto mehr litt die Familie als Ganzes unter dem Stress.

Was macht mental flexible Eltern aus?

Ein mental flexibler Elternteil klammert sich nicht an Stress, Ärger oder Verzweiflung. Das heisst nicht, dass er oder sie all diese Emotionen nicht hat. Wie bei uns allen sind solche Gefühle in ganz unterschiedlichen Ausprägungen vorhanden. Aber anstatt unkontrolliert und aggressiv zu reagieren oder sich entmutigen zu lassen, halten diese Eltern inne, akzeptieren ihre Gefühle und Gedanken, um sich dann auf das Wesentliche konzentrieren zu können.

Infolgedessen bleiben sie konstruktiv und effektiv und werden gleichzeitig widerstandsfähiger gegen die Belastungen des Lebens. Sie bleiben in Kontakt mit der Art von Eltern, die sie sein möchten – und ihre Kinder nehmen das zur Kenntnis.

Wir alle verfügen über mentale Flexibilität, aber im Sog des Alltags vergessen wir das leicht. Deshalb habe ich die folgenden drei Grundprinzipien zusammengestellt, um Dir zu zeigen, wie Du Deine mentale Flexibilität stärkst und so die Beziehung zu Deinem Partner, Kind oder anderen Familienmitgliedern und Freunden verbessern kannst.

Grundprinzip #1 – Erlaube Dir, unvollkommen zu sein

Eltern sein ist harte Arbeit. Wer versucht, Dir etwas anderes einzureden, musste noch nie die Weinkrämpfe eines Neugeborenen, die endlosen Verhöre eines Vierjährigen oder die emotionalen Wirren eines pubertierenden Heranwachsenden ertragen. Es ist ein Vollzeitjob, mit (fast) keiner Freizeit. Selbst wenn es Dir selbst am schlechtesten geht, musst verfügbar und aufmerksam sein, denn Deine Kinder brauchen Dich.

Auch wenn weitestgehend Konsens darüber herrscht, dass Elternschaft eine schwierige Aufgabe ist, sind es oftmals gerade die Eltern selbst, die diese Realität verleugnen. Sie geraten in die Falle der Selbstkritik und Schuldgefühle, wenn sie das Gefühl haben, dass sie sich nicht mit dem Typ von Eltern messen können, den unsere Gesellschaft als Ideal vorgibt. Sie vergleichen sich mit diesen anderen scheinbar perfekten Eltern, bei denen alles stimmig zu sein scheint, und hadern mit sich selbst, dass sie nicht so sein können wie sie.

Tatsache ist, dass es die perfekte Elternschaft nicht gibt – und diese auch gat nicht nötig ist! Man muss nicht perfekt sein, um ein guter Elternteil zu sein. Das heißt nicht, dass Du Dich nicht anzustrengen brauchst oder Dein Streben nach Verbesserung einstellen sollst. Aber gerade wenn es schwierig und das Leben chaotisch wird, ist es normal, unvollkommen zu sein. Je mehr Du Dir erlaubst, unvollkommen zu sein, desto leichter wird es für Dein Kind sein, Unvollkommenheiten in sich selbst zu akzeptieren.

Grundprinzip #2 – Führe viele schwierige Gespräche

Wenn in einer Familie oft schwierige Gespräche geführt werden, mag das nach außen hin zunächst dysfunktional erscheinen. Schwierige Familiendiskussionen scheinen sogar fast ein Tabu zu sein; überall sehen wir nur Bilder mit lächelnden, scheinbar glücklichen Familien, als ob es so etwas wie Auseinandersetzungen im Kreise der Familie nicht gäbe (so war es auch nicht einfach, ein passendes Bild für diesen Artikel zu finden!).

Tatsächlich sind solche Gespräche aber genau der nährende Boden für ein gutes, gesundes Familienleben – vorausgesetzt, sie werden richtig geführt! Leider gehen viele Eltern schwierige Gespräche auf die falsche Art an: Sie machen daraus einen Anschuldigungsgipfel (mit viel Geschrei und Gefluche), oder sie vermeiden schwierige Gespräche gleich ganz, weil es im ersten Moment einfacher erscheint, so zu tun, als ob ein Konflikt nicht existiert, als sich um eine Lösung zu bemühen.

Lasse schmerzhafte Gefühle zu und verdränge sie nicht

Schwierige Gespräche zu führen bedeutet, dass wir inne halten, um uns Klarheit über unsere unerfüllten Bedürfnisse und Wünsche zu verschaffen. Und was noch herausfordernder ist, diese Bedürfnisse auch unserem Ehepartner und unseren Kindern in angemessener Weise zu vermitteln. Wut, Verletzung, Angst, Scham, Schuldgefühle und sogar Verwirrung können plötzlich hervorkommen. Es liegt dann an Dir, Dir zu erlauben, diese schmerzlichen Emotionen aktiv zu fühlen und nicht zu verdrängen, während Du das Gespräch ruhig fortführst und auf eine Lösung hinarbeitest.

Für manche von uns mag die Herausforderung darin bestehen, der anderen Person wirklich zuzuhören. Für andere besteht sie darin, Grenzen zu respektieren oder durchzusetzen. Was auch immer Dein wunder Punkt ist, danke daran, dass Konflikte nicht negativ sind, sondern uns helfen, genau die Bereiche aufzudecken, die für uns am wichtigsten sind. Konflikte sind deshalb auch immer eine grossartige Möglichkeit für uns, in unseren Beziehungen zu wachsen.

Wenn wir aufmerksam sind und Konflikte geduldig und respektvoll angehen, können wir ihre Lektion lernen, die Bindung zu unserem Ehepartner und unseren Kindern stärken und ein glücklicheres Familienleben aufbauen.

Grundprinzip #3 – Lege Dein Smartphone beiseite

Newsfeeds und soziale Medien erzielen alle ihren Gewinn, indem sie unsere Aufmerksamkeit erregen. Je besser sie Deine Aufmerksamkeit halten können, desto mehr Geld verdienen sie. Natürlich arbeiten bei diesen Tech-Giganten die klügsten Köpfe, die genau wissen, wie man mit den richtigen Algorithmen die Plattformen in technischen Suchtpillen verwandelt.

Leider nehmen die Algorithmen keinerlei Rücksicht auf Deine geistige Gesundheit oder Dein Wohlbefinden, sondern stören Deine Fähigkeit, Dich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Sie schulen Dich in Ablenkung – gerade dann, wenn unangenehme Gefühle aufkommen. Anstatt mit Stress, Angst oder Langeweile umzugehen, vermeiden wir diese Gefühle, indem wir uns mit unseren Telefonen ablenken.

Zusätzlich verlieren wir auch die Fähigkeit, bei unserem Ehepartner und unseren Kindern präsent zu bleiben. Statt am Küchentisch miteinander zu reden, flüchten wir einfach in die digitale Welt. Natürlich geht es nicht darum, ganz auf Dein Smartphone zu verzichten, wohl aber darum, es von jetzt an vernünftiger zu benutzen. Nutze es nur zu Deinem Vorteil, anstatt sich von ihm dazu benutzen zu lassen, die Gewinnspanne großer Unternehmen zu erhöhen.

Zusammenfassung

Wenn es darum geht, unsere Kinder auf die Zukunft vorzubereiten und ihre psychische Gesundheit zu fördern, müssen wir als Vorbild für mentale Flexibilität stehen.

Das bedeutet, anstatt uns von dem Stress, der in diesen unsicheren Zeiten natürlicherweise aufkommt, herumkommandieren zu lassen, sollten wir offener und mitfühlender auf unsere Gedanken und Gefühle reagieren. Wenn wir innehalten und akzeptieren, was in uns vorgeht, dann können wir den Stress zwar immer noch empfinden, aber wir können uns gleichzeitig dafür entscheiden, im Einklang mit unseren langfristigen Ziele und Werten zu handeln.

Mentale Flexibilität ermöglicht es uns, wieder die Regie unseres Lebens zu übernehmen, anstatt diese externen Faktoren zu überlassen, auf die wir kein Einfluss haben. Wenn wir diese Haltung unseren Kindern vorleben, schaffen wir die besten Voraussetzungen dafür, dass auch sie schwierige Situationen meistern und so ein erfülltes, glückliches Leben führen können.