Ungewissheit als sicherer Weg zum Erfolg

Fasse einen Plan, und wenn Plan A nicht funktioniert, gehe über zu Plan B. Gehörst Du auch zu denjenigen Menschen, die eigentlich immer einen Plan hatten, solange sie denken können? Ein möglichst guter Schulabschluss, danach eine Lehre oder ein Studium an der Uni, um anschließend einen sicheren Job zu bekommen, bei dem genug Geld verdient wird. Wenn das nach Deinen Plänen klingt, bist Du nicht allein. So oder so ähnlich sehen die meisten Biografien aus.

Hinter der fast schon an Besessenheit grenzenden Leidenschaft für das Planen steckt die einfache Sichtweise, dass es in der Regel nur zwei Möglichkeiten gibt: Planen oder Scheitern. Wir planen unablässig unseren schulischen und beruflichen Werdegang, unseren Alltag im hier und jetzt und unsere Zukunft, um zu versuchen, dem Scheitern aus dem Weg zu gehen. Das verrückte ist allerdings, dass sich die Umstände, die unseren Plänen zugrunde liegen, ständig ändern.

Bei mir sah die Realität beispielsweise so aus: Sechs Monate nach meinem Uniabschluss und unzähligen Bewerbungen steckte ich fest. Noch immer kein fester Job und die Aussichten waren auch nicht gerade rosig. Die Unsicherheit hat mich dazu gebracht, alles in Frage zu stellen. Habe ich das falsche Studium gewählt, bin ich nicht gut genug, warum ist alles gegen mich?

Kurzerhand entschloss ich mich, meine Koffer zu packen und nach London zu gehen. Bereits am Nachmittag meines zweiten Tages in London hatte ich meine erste Jobzusage. Meine sorgfältig zusammengestellte Bewerbung inklusive Abiturzeugnis und Uni-Abschlussurkunde hat hier niemanden interessiert. Und einen klaren Einarbeitungsplan, über die man in den Jobportalen las, gab es auch nicht. Schnell machte ich die Erfahrung, dass die tatsächliche Realität stark von der geplanten Realität abweicht. Was hat mich das gelehrt? Erstens, dass man bei seinen Plänen flexibel bleiben muss, und zweitens, dass man die Verantwortung für seine Entscheidungen komplett selbst übernehmen muss, anstatt sich auf andere oder die äußeren Umstände zu verlassen.

Warum Ungewissheit hohes Erfolgspotential birgt

Anders als viele Menschen zunächst vermuten, steckt in Ungewissheit nicht das eigentliche Risiko zu scheitern, sondern vielmehr das wahre Potential für erfolgreiche Veränderung: Ungewissheit provoziert aktives Handeln und leitet an zu Flexibilität, Kreativität, Spontanität und Durchhaltevermögen. Alles unabdingbare Voraussetzungen für persönlichem und beruflichem Erfolg.

Natürlich ist es für gutes Zeitmanagement wichtig, seine Termine und Aktionen zu planen. Aber mindestens ebenso wichtig ist es, die unvermeidlichen plötzlichen Herausforderungen zu akzeptieren und aktiv anzugehen:

• Benötigt eine gute Freundin plötzlich Hilfe, weil ihr Partner sie verlassen hat, lass Deine wohl ausgearbeiteten Pläne liegen und sei für eine Weile ganz für die Freundin da.
• Kommt Dir plötzlich in den Sinn, dieses Sylvester einmal etwas ganz Anderes zu machen und ein paar Tage in einem Kloster zu verbringen, lasse die alljährlich geplante Party mit Freunden aus und folge Deinem Instinkt.
• Oder Du bist gerade dabei, Dich bei anderen Firmen zu bewerben, als Du von Deiner Chefin das Angebot erhältst, für sechs Monate im Office in Bangkok zu arbeiten. Wenn Du in dem Moment denkst, “Das ist es, genau dazu habe ich jetzt Lust!”, solltest Du Deine Bewerbungspläne doch erst einmal zurückstellen.

Es ist die Ungewissheit, die das Leben spannend und aufregend macht, und nicht der lang ausgearbeitete Plan. Deshalb sei immer offen für spontane Wendungen im Leben und nutze die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, auch wenn sie zunächst verrückt und ein wenig unrealistisch erscheinen. Bei genauerer Betrachtung wirst Du sehen, dass dies genau der nächste Schritt ist, der Dich Deinen Zielen näher bringt.

Das Leben ist wie ein Sport

Du kannst Dein persönliches und berufliches Leben strategisch planen. Bei Entscheidungen wägst Du zunächst sorgfältig die verschiedenen Optionen ab und entscheidest dann. Du versuchst (und solltest es auch), immer die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um Dir das Leben zu erfüllen, das Du Dir wünscht. Aber sei Dir darüber bewusst, dass Du absolut keine Sicherheit darüber hast, was letztendlich passieren wird. Leben ist Risiko. Es gibt einfach zu viele Variablen und unerwartete Wendungen, die ins Spiel kommen. Es gibt nicht den einen sicheren Weg, zu wissen, wie sich Dein Leben auf lange Sicht entwickeln wird.

Aber es ist genau diese Spannung, die uns hilft, voranzukommen. Genau wie im Sport, wo das Nicht-Wissen, welches Team gewinnen wird, die Sache aufregend macht, rührt die Spannung im Leben daher, dass wir nicht wissen, was wirklich als nächstes passiert, selbst wenn wir noch sol viel planen. Im Gegensatz zum Sport besteht das Ziel des Lebens jedoch nicht darin, zu gewinnen oder der oder die Beste zu sein. Sondern das primäre Ziel in Deinem Leben ist es, unabhängig von den äußeren Umständen oder Erwartungen ganz Deinem Herzen zu folgen und dabei flexibel und offen zu bleiben. Es ist wie eine Reise, die zwar geplant ist, aber auf der Du jederzeit Deine Pläne anpassen kannst, wenn es notwendig wird.

Übe Toleranz bei Ungewissheit

Deshalb ist ein wichtiger Schlüssel für ein glückliches, erfolgreiches Leben, die Ungewissheit nicht nur zu akzeptieren, sondern sie sogar aktiv aufzusuchen. Betrachte das Unbekannte wie ein Abenteuer, bei dem Du erfährst, wer Du bist und was Dir wirklich wichtig ist. Sobald Du der Ungewissheit Vertrauen schenkst, sendest Du eine Botschaft an Dein inneres Ich, dass Du bereit bist, Dich neuen Herausforderungen zu stellen. Du lernst, die Höhen und Tiefen zu meistern. Auf dieser Basis macht es Dir viel weniger aus, wenn Du mal einen Tag erlebst, an dem alles schief zu gehen scheint. Du weißt, dass dieser Tag vorübergeht und der nächste dadurch umso besser wird.

Doch wie bei jeder nachhaltigen Veränderung in Deinem Leben is auch der fruchtbare Umgang mit der Ungewissheit ein längerfristiger Prozess. Fange klein an und steigere Dich: Probiere regelmäßig ein neues Restaurant aus, kaufe Tickets für ein Theaterstück oder Konzert, zum dem Du normalerweise nicht hingehen würdest (Du gehst normalerweise nie ins Theater? Umso besser, wage das Unbekannte und probiere es einmal aus!) oder mache Urlaub in einem Land, was Du bis jetzt noch gar nicht auf dem Radar hattest (Wie wäre es mit Wandern in Georgien oder Rafting in Sambia?).

Bereits kleine Veränderungen im Alltag erhöhen massiv Deine Toleranz für Ungewissheit, so dass Du bei größeren Ereignissen – ein Jobwechsel, eine Trennung – besser gerüstet bist, mit der neuen Situation umzugehen. Du lernst, Dich von festen, eingefahrenen Denkweisen zu trennen, und eine auf Fortschritt, Offenheit und Flexibilität beruhende Sichtweise zu entwickeln. Mit dieser steigerst Du enorm Deine Fähigkeiten, Probleme zu lösen, Stress abzubauen und Zufriedenheit in allen Bereichen Deines Lebens zu erlangen.

Setzte bei Deinen Zielen nicht auf Gewissheit

Du bist dann erfolgreich, wenn Du nicht zulässt, dass Zweifel und Angst vor dem Unbekannten Dich abhalten, erfolgreich zu sein. Mit anderen Worten, Du musst die Unsicherheiten in Deinem Leben annehmen. Natürlich wirst Du auch Zeiten erleben, in denen Zweifel dominieren. Das ist ganz natürlich. Führe Dir in solchen Momenten vor Augen, dass Unsicherheit immer dort herrscht, wo sich Dein Leben entfaltet und neue Chancen auf Dich warten.

Wenn Du Dir ein neues Ziel setzt, ist einer der größten Fehler, den Du begehen kannst, auf Gewissheit zu setzen. Warum? Weil Erfolg nie sicher ist. Erfolgt birgt immer ein gewisses Risiko. Erfolgreiche Menschen leben ihr Leben entsprechend. Sie kennen das Risiko, dass sie viel verlieren können. Aber sie sind dazu bereit, weil sie Niederlagen als die beste Möglichkeit sehen, daraus zu lernen und weiterzukommen. Sie wissen, dass sie auf ihrem Weg immer wieder Schwierigkeiten, Herausforderungen und Verlusten ausgesetzt sind. Sie wissen allerdings auch, dass sie sich unaufhaltsam ihrem Ziel nähern, solange sie aus den schwierigen Situationen lernen und gestärkt herauskommen. Sie sind sich darüber bewusst, dass es keine Garantien gibt, sondern eigentlich immer nur Wahlmöglichkeiten. Und die wichtigste Wahl ist es, den eigenen Weg zu gehen.

Die Erkenntnis, dass Veränderung die einzige Konstante im Leben ist, ist nicht neu. Dennoch tun wir uns schwer, mit den Ungewissheiten, die Veränderung mit sich bringt, umzugehen. Wenn wir ehrlich sind, macht uns Veränderung Angst. Es ist unser Urinstinkt, uns vor jeglichem Schaden zu bewahren. Warum einen Jobwechsel wagen, wenn die derzeitige Arbeit uns zwar nicht erfüllt, aber eine gewisse Sicherheit und Vorhersehbarkeit bietet?

Die Antwort ist, dass Wandel der einzige Weg ist, der uns nach vorne bringt. Auch das war bereits zu Urzeiten der Fall, weshalb unser risikoscheues Gehirn auch die andere Seite kennt: Es ist neugierig und sehr wohl darauf trainiert, neue Herausforderungen anzunehmen. Tief im Inneren wissen wir, dass Veränderung und Unsicherheit unvermeidlich sind, und je flexibler und anpassungsfähiger wir reagieren, desto weiter kommen wir.