Es ist der Stress, der uns auf unsere Ziele hinarbeiten lässt oder uns aus der Patsche hilft. Letztendlich ist Stress auch ein guter Freund von uns und wir können den Umgang mit unserem guten Freund Stress bestimmen.
Stress ist mittlerweile in jeden unserer Lebensbereiche vorgedrungen. Oft machen wir das rasante Leben, die Arbeit, die Gesellschaft und alles Andere, was uns einfällt, dafür verantwortlich. Das heisst, wir suchen die Gründe und Ursachen für den Stress fast immer bei äußeren Umständen. In der Tat hat ist jeder von uns diversen externen Faktoren ausgesetzt, die Stress verursachen. Die positive Nachricht ist, dass wir selbst bestimmen können, wie wir mit der jeweiligen Situation umgehen und so den Stress mindern oder gar ganz abstellen. Dafür gibt es ganz leicht anwendbare Werkzeuge, die wir sofort einsetzen können.
Wir denken bei Stress meist an eine negative Kraft, die emotionalen Schmerz wie Frustration, Gereiztheit oder Wut provoziert. Auch verbinden wir mit Stress körperliche Beschwerden wie Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck oder Schlaflosigkeit. In schlimmen Fällen kann es zu einem Nervenzusammenbruch oder zu Herzrhythmusstörungen kommen und das Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko steigt. Die andere Wahrheit ist allerdings, dass Stress auch eine sehr positive Kraft ist. Glaubst Du mir nicht? Nun, es ist oftmals der Stress, der uns antreibt und uns dazu bringt, Dinge besser zu machen. Es ist der Stress, der uns auf unsere Ziele hinarbeiten lässt oder uns aus der Patsche hilft. Letztendlich ist Stress auch ein guter Freund von uns.
Entscheidend ist nicht unbedingt, dass wir Stress haben, sondern wie wir über ihn denken, welche Einstellung wir zu unserem Stress haben. Bist Du gestresst und glaubst dabei automatisch, dass der Stress nur schlecht für Dich ist, dann entfaltet der Stress oftmals auch seine negativen Kräfte. Denkst Du hingegen in einem solchen Moment, dass der Stress durchaus seine Berechtigung hat und Dir nicht unbedingt schadet, sondern Dir im Gegenteil sogar dabei hilft, eine herausfordernde Situation zu meistern, kann Stress richtig gesund sein.
Warum ist Stress gesund?
Es gibt Fälle von Patienten, bei denen der Heilungsprozess beschleunigt wurde, indem sie vor einer Operation Stress ausgesetzt wurden. Woran liegt das? Nun, die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, die in einer kurzzeitigen Stresssituation ausgeschüttet werden, wirken sowohl bei Heilungsprozessen als auch bei persönlichen Herausforderungen wie der Verlust eines geliebten Menschen, einer Trennung oder während einer beruflichen Krise unterstützend. Es ist sogar so, dass der Körper gar keinen so großen Unterschied kennt zwischen den Gefühlen bei Stress und denen bei Freude oder Begeisterung. In beiden Fällen beschleunigt sich der Atem und das Herz pocht schneller.
Allerdings gibt es eine Voraussetzung dafür, dass der Stress seine positiven Kräfte entfaltet: dass die Stresserfahrung nur vorübergehend ist und nicht ewig andauert. Ein Stressdauerzustand, in dem der Körper sich nicht erholen kann, ist definitiv ungesund.
Flucht vor Stress ist keine Lösung
Wichtig ist zu akzeptieren, dass Stress zu unserem Leben dazu gehört. Es gibt keinen Menschen, der nicht irgendwann einmal in seinen Leben in eine sehr herausfordernde Situation gerät. In solchen Situationen ist es ausgesprochen hilfreich, wenn man gelernt hat, mit seinem Stress umzugehen.
Es gibt allerdings Menschen, die permanent versuchen, herausfordernden Situationen aus dem Weg zu gehen. Eine solche Vermeidungsstrategie beruht meist auf tiefsitzenden Ängsten. Sie treibt die Person in nicht seltenen Fällen in Passivität und innere Leere, anstatt sich angespornt zu fühlen, um an den Herausforderungen zu wachsen.
Dabei sind es genau diese Erfahrungen, die wir in herausfordernden Situationen machen, die ein sinnvolles Leben erst ermöglichen. Deshalb wäre es richtiger, den ersten Satz dieses Absatzes wie folgt umzuformulieren: Wichtig ist zu akzeptieren, dass Stress zu einem sinnvollen Leben dazugehört.
Werde Dein eigener Beobachter
Natürlich ist es nicht immer einfach, dem Stress die positiven Seiten abzugewinnen. Hast Du beispielsweise einen geliebten Menschen verloren, bist Du sehr traurig und durchlebst eine äußerst schwierige Phase Deines Lebens. In diesen Momenten ist es für Dich vielleicht unvorstellbar, dass Du auch wieder glücklich sein kannst. Das ist ganz natürlich. Die Zeit wird hier ihre heilende Wirkung zeigen.
Aber auch in Situationen im Alltag, in denen die Emotionen in Dir hochkochen und Du das Gefühl hast, die Kontrolle über Deine Gefühlswelt verloren zu haben, scheinen die wohltuenden Effekte von Stress in weite Ferne gerückt zu sein. In solchen Momenten ist es wichtig, dass Du rasch wieder die Kontrolle über Deine Gefühle erlangst, und zwar mit einem einfachen, aber sehr wirkungsvollen Prozess: in die Rolle Deines eigenen Beobachters zu schlüpfen.
Was ist damit gemeint? Der Prozess, in die Rolle seines eigenen Beobachters zu schlüpfen, gliedert sich in die folgenden drei Schritte:
- Akzeptanz: zunächst musst Du die Situation, in der Du Dich befindest und Deine Reaktion akzeptieren
- Beobachten: sobald Du Deine Situation akzeptiert hast, trittst Du für einen Moment aus Deiner Personen heraus und beobachtest Dich und Deine Reaktion wie ein fremder Dritter
- Analyse: frage Dich, wieso Du auf eine bestimmte Situation so reagierst, und ob die Situation es wirklich wert ist oder ob Du vielleicht auch anders hättest reagieren können.
Das Interessante an diesem letzten Schritt ist, dass Du nicht unbedingt ein endgültige Antwort auf Deine Fragen finden musst. Dadurch, dass du zuvor die beiden anderen Schritte – Akzeptanz und Beobachtung – durchgeführt hast, hast Du automatisch Abstand gewonnen und die Kontrolle über Deine Gefühle zurückerlangt. Solltest Du Antworten auf Deine Fragen finden, umso besser. Setzte Dich aber keinesfalls unter Druck. Allein die Durchführung der drei Schritte reicht aus, um das Heft wieder in die Hand nehmen zu können und Dich in eine bessere Stimmung zu versetzen.
Die Kraft der gesunden Objektivität
Damit Du für zukünftige Situationen gewappnet bist, in denen das Stressgeschehen Deine Emotionen zu beherrschen versucht, lade ich Dich ein, jetzt gleich einmal in die Rolle des objektiven Beobachters zu schlüpfen:
Schließe dazu die Augen und stelle Dir vor, wie Du aus Deiner eigenen Person heraustrittst als wärst Du eine zweite, fremde Person. Dies zweite Person stellt sich nun neben Dich und beginnt, einer dritten Person zu beschreiben, wie Du aussiehst: Welche Haarfarbe hast Du? Wie ist Dein momentaner Gesichtsausdruck? Welche Kleidung trägst Du?
Merkst Du, wie Du durch diese einfache Übung sehr schnell Abstand zu Dir selbst gewinnst? Oder anders ausgedrückt: Durch die Rolle des Beobachters entsteht zwischen Dir und der jeweiligen Situation Raum für eine gesunde Objektivität, die Dir in Situationen, in denen Du rasch die Kontrolle über Deine Gefühlswelt zurück erlangen möchtest, ungemein hilft.
Stressbewältigung ist eng mit deiner Fähigkeit verbunden, Veränderungen in deinem Leben zu akzeptieren und aktiv zu gestalten. Erfahre in diesem kurzen, spannenden Video, wie Du Veränderungen für dich nutzen kannst, um Stress zu bewältigen und ein glückliches Leben zu führen.