Wir Menschen sind einzigartig, weil wir dieses hilfreiche Werkzeug namens Verstand haben, mit dem wir die Dinge analysieren, planen, beurteilen und organisieren können. Unser Verstand ist in der Tat großartig und in vielen Situationen sehr hilfreich.
Und folglich schätzen wir unsere Fähigkeit, das fantastische Denkwerkzeug zwischen unseren Ohren zu benutzen, so hoch ein, dass wir uns manchmal nur auf Basis der Urteile unserer Gedanken, Emotionen, Erinnerungen, Triebe und Empfindungen definieren. Wenn Deine vorherrschende Stimmung zum Beispiel ängstlich oder nervös ist, neigst Du vielleicht dazu, Dich als „ängstliche Person“ zu sehen. Oder wenn Dein Verstand häufig negative Selbsturteile abgibt, denkst Du vielleicht, Du hättest ein geringes Selbstwertgefühl.
Das denkende Selbst und das beobachtende Selbst
In Wahrheit sind wir jedoch viel mehr als nur die Summe unserer inneren Erfahrungen und Gedanken. Was den Menschen tatsächlich einzigartig macht, ist die Tatsache, dass wir nicht nur in der Lage sind, zu denken, zu planen, zu organisieren, zu phantasieren und eine Reihe von Emotionen zu erleben, sondern dass wir uns dieser Vorgänge auch bewusst sind. Du kannst Deine Gedanken wahrnehmen und beobachten oder die Empfindungen in Deinem Körper registrieren und beschreiben, wie sie kommen und gehen.
All das zeigt, dass es nicht nur einen Teil von Dir gibt, der denkt und fühlt, sondern auch einen Teil, der Deine Gedanken und Gefühle wahrnimmt und beobachtet. Beide Dimensionen haben wir Menschen verinnerlicht.
Psychologen nennen sie das denkende Selbst und das beobachtende Selbst. Das denkende Selbst ist der ständige Strom von Gedanken und Bildern, der fast jeden Moment, in dem Du wach bist, durch Deinen Kopf geht; das beobachtende Selbst ist der Ort in Dir, von dem aus Du all dieses Gedankengut wahrnehmen kannst, ebenso wie jede andere Erfahrung, die Du innerlich spürst oder in der äußeren Umgebung machst.
Das beobachtende Selbst bietet Wahlmöglichkeiten
Das beobachtende Selbst ermöglicht es Dir also, ein Beobachter Deiner eigenen Erfahrungen zu sein. Du kannst erkennen, was in Dir und um Dich herum vor sich geht, und zwar auf eine Art und Weise, die es Dir erlaubt, aus einer Position der bewussten Wahl heraus zu agieren, anstatt unreflektiert zu handeln. Diese Wahlmöglichkeit is besonders wichtig, um flexibel auf die Herausforderungen des Lebens reagieren zu können.
Je klarer wir die Muster und Gewohnheiten unseres sehr beschäftigten Verstandes erkennen können, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass wir unhinterfragt unserem Autopiloten folgen. Wir beginnen, eine kleine Lücke zu schaffen zwischen dem, was unser Verstand uns sagt, dass wir tun sollen, und dem, was wir tatsächlich tun und sagen möchten.
In dieser Lücke können wir beginnen, ein reiches und bedeutungsvolles Leben zu führen, indem wir Entscheidungen treffen, die von dem angetrieben werden, was uns wirklich wichtig ist, und nicht von dem, was unser Verstand uns zu einem bestimmten Zeitpunkt vorschreibt.
Wie das Wetter und der Himmel
Die Vorstellung, dass es etwas Anderes als unser denkendes Selbst gibt, ist nicht sehr verbreitet und für viele von uns zunächst nur schwer fassbar. Eine Möglichkeit, sich das Verhältnis zwischen dem denkenden Selbst und dem beobachtende Selbst besser vorstellen zu können, ist, es mit Himmel und Wetter zu vergleichen.
All das, worauf sich unser denkendes Selbst bezieht, ist dabei das Wetter und das beobachtende Selbst ist der Himmel. Das Wetter ändert sich von Tag zu Tag, von Augenblick zu Augenblick – mal ist es warm und schön, mal kalt und stürmisch.
Was konstant bleibt, ist der Himmel. Der Himmel bietet die Bühne für die wechselnden Wetterlagen und kommt dabei nie zu Schaden, egal wie heftig der Sturm oder wie hell der Sonnenschein ist.
Der Himmel ist ein Zeuge des Wetters und wird noch lange da sein, nachdem selbst der stärkste Orkan vorübergezogen ist. Genauso wird Dein beobachtendes Selbst immer da sein für Dich mit der Fähigkeit, Platz für all Deine Gedanken und Gefühle zu schaffen, egal wie schwierig oder unangenehm sie sein mögen.
Wie Du besser Zugang zu Deinem beobachtenden Selbst findest
All das mag jetzt ein wenig seltsam klingen, denn Dein denkendes Selbst wird verzweifelt versuchen, zu analysieren und zu verstehen wollen, was das beobachtende Selbst ist – so funktioniert das denkende Selbst nun mal. Um Dein beobachtendes Selbst besser kennenzulernen, ist es deshalb am besten, es in Aktion zu erleben.
Wie das funktionieren soll? Nun, die gute Nachricht ist, dass Du die beobachtende Perspektive ständig automatisch einnimmst, ohne es zu merken. Du musst nur mehr Zeit damit verbringen, zu lernen, wie Du leichter auf diese Beobachterperspektive zugreifen kannst in Augenblicken, wenn es darauf ankommt.
Im Folgenden findest Du eine einfache Übung, die Dir helfen soll, bewusster und verbundener mit dem zu werden, was in Deinem Kopf und unter Deiner Haut vor sich geht. Gleichzeitig wirst Du damit Deine Fähigkeit stärken, eine gewisse Distanz zu diesen Dingen zu wahren und Deine Aufmerksamkeit auf das zu richten, was im Hier und Jetzt geschieht. Durch dieses Innehalten beginnst Du, Dich stärker den Dir verfügbaren Möglichkeiten zu öffnen.
Übung: Wie Du wahrnimmst, dass Du wahrnimmst
Begib Dich für diese Übung in eine bequeme Position. Erlaube Deinem Bewusstsein für einen Moment, dorthin zu schweifen, wohin es will. Wenn es sich z.B. auf einen bestimmten Gedanken oder ein Gefühl einlassen möchte, lasse es einfach geschehen.
Wenn Du bereit bist, möchte ich Dich einladen, ein wenig damit zu experimentieren, Dein Bewusstsein auf verschiedene Aspekte Deiner momentanen Erfahrung zu lenken und Dir dabei bewusst zu machen, dass Du diese verschiedenen Erfahrungen im Hier und Jetzt wahrnimmst.
- Nimm die Gedanken wahr, die Dir in diesem Moment durch den Kopf gehen. Und mache dir bewusst, dass Du sie wahrnimmst.
- Nimm die Empfindungen wahr, die Du in diesem Moment in Deinem Körper spürst, alle Bereiche der Anspannung oder Entspannung. Und mache dir bewusst, dass Du sie wahrnimmst.
- Nimm alle Geräusche wahr, die Du um Dich herum hörst. Und mache dir bewusst, dass Du sie wahrnimmst.
- Achte auf Bilder, die in Deinem Kopf entstehen. Und mache dir bewusst, dass Du sie wahrnimmst.
- Nimm das Heben und Senken Deines Brustkorbs beim Ein- und Ausatmen wahr. Und mache dir bewusst, dass Du es wahrnimmst.
- Nimm all Deine Gefühle hier und jetzt wahr. Und mache dir bewusst, dass Du sie wahrnimmst.
Erlaube schließlich Deiner Wahrnehmung, dorthin zu fließen, wohin sie will, und auf jedem beliebigen Aspekt Deiner Erfahrung zur Ruhe zu kommen. Und mache dir bewusst, dass Du diesen Prozess wahrnimmst.
Diese einfache Übung ermöglichst es Dir, sanft zwischen Deinem denkenden Selbst und Deinem beobachtenden Selbst hin und her zu wechseln: Du hast Dich auf einen Gedanken, ein Gefühl, eine Empfindung, eine Erinnerung eingelassen und bist dann zurückgetreten, um genau diesen Gedanken, dieses Gefühl, diese Empfindung oder diese Erinnerung zu beobachten.
Wie wir die Welt sehen
Unser beobachtendes Selbst erlaubt uns also mehr Flexibilität und Freiraum bei unseren Entscheidungen und Handlungen. Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Vorteil, den die Fähigkeit bietet, zwischen dem denkenden Selbst und dem beobachtenden Selbst wechseln zu können: wir können beeinflussen, wie wir die Welt sehen; die Perspektive, die wir dabei einnehmen, hat einen grossen Einfluss auf unser Befinden und wie wir unsere Umgebung erleben.
Hast Du zum Beispiel schon einmal eine Einladung zu einer Party erhalten und Dein Verstand hat sich lautstark mit den Worten gemeldet: “Ich habe keine Lust, dort hinzugehen!”? Vielleicht hast Du Dich dennoch aufgerafft und bist zur Party gegangen, um dann festzustellen, dass Du Dich viel besser amüsiert hast, als Du erwartet hattest.
Vielleicht bist Du aber auch hingegangen und Deine Befürchtungen wurden bestätigt; die ganze Party war eine einzige Qual und ein völlig vergeudeter Abend.
Welche Perspektive hast Du eingenommen?
Wenn Du beide Situationen erlebt hast, stelle Dir folgende Frage: Was war bei beiden Gelegenheiten anders? Die Antwort könnte sein, dass vielleicht die Leute anders waren, oder es ist irgendetwas passiert, das sich auf Deine Erfahrung ausgewirkt hat.
Die Antwort könnte allerdings auch sein, dass irgendetwas an Dir und der Art, wie Du an die Situation herangegangen bist, anders war. Vielleicht bist Du beim ersten Mal mit dem Gedanken in den Abend gegangen: „Ich gehe einfach mal hin und schaue, wie es läuft. Vielleicht wird es ja lustig. Wenn nicht, kann ich immer eine Ausrede finden und gehen.”
Im zweiten Fall hast Du Dich vielleicht mit dem Gedanken aufgemacht „Das wird miserabel werden. Was, wenn ich in belanglosem Smalltalk verstrickt werde mit lauter langweiligen Menschen?”
Die Situation war in beiden Fällen genau dieselbe – eine Einladung zu einer Party. Der Unterschied war die Perspektive, die Du eingenommen hast: im ersten Fall eine Perspektive des Optimismus und der Offenheit, im zweiten Fall eine Perspektive des Pessimismus und der Verschlossenheit.
Keine Deiner Perspektiven ist richtig oder falsch
Die meisten von uns haben bestimmte Perspektiven, die wir in verschiedenen Situationen automatisch einnehmen. Wenn wir mit herausfordernden Lebenssituationen konfrontiert werden, nehmen manche von uns automatisch eine Perspektive ein, die mit Widerstandsfähigkeit und Neugierde verbunden ist.
Andere Menschen nehmen automatisch eine Perspektive ein, die mit Angst und Selbstzweifeln assoziiert wird. Keine dieser Perspektiven an sich ist falsch oder richtig – beide sind ganz normal und natürlich, oftmals sogar nützlich.
Problematisch ist nur der Automatismus, wenn wir starr immer in den uns vertrauten Perspektiven feststecken und dadurch unwillig oder unfähig sind, uns unserer Wahlmöglichkeiten bewusst zu werden und die Welt auch einmal anders zu betrachten.
Jede Perspektive bringt ihre eigenen Meinungen und Annahmen mit sich, die einen enormen Einfluss darauf haben, wie wir die Welt sehen und wie wir auf andere reagieren. Mit anderen Worten, unsere Perspektive hat einen grossen Einfluss auf die Qualität unserer Erfahrungen im Laufe des Lebens.
Sokrates Weg nach Athen
Es gibt eine berühmte Geschichte über Sokrates Weg nach Athen, die diesen Punkt schön illustriert:
Sokrates hatte einen Spaziergang außerhalb der Stadtmauern von Athen gemacht. Als er sich am Straßenrand ausruhte, etwa fünf Meilen von der Stadt entfernt, sah er einen Reisenden, der sich ihm näherte.
“Sei gegrüßt, Freund! Kannst du mir sagen, ob dies die Straße nach Athen ist?”, fragte der Reisende. Sokrates versicherte ihm, dass dies die Straße nach Athen sei. “Sag mir“, fragte der Reisende, „wie sind die Menschen in Athen?
“Nun,” sagte Sokrates, “woher kommst du, und wie sind die Leute dort?”
“Ich komme aus Argos. Und ich bin stolz und glücklich, dir sagen zu können, dass die Menschen in Argos die freundlichsten, fröhlichsten und großzügigsten Menschen sind, die man sich nur wünschen kann”, antwortete der Reisende.
“Mein Freund, du wirst feststellen“, sagte Sokrates, „dass die Menschen in Athen auch genauso sind.”
Ein paar Augenblicke vergingen, und ein anderer Reisender näherte sich. „Sei gegrüßt, mein Freund! Kannst du mir sagen, ob dies die Straße nach Athen ist?”, fragte auch dieser Reisende. Sokrates versicherte ihm, dass dies so sei.
„Sag mir,” fragte der Reisende, “wie sind die Menschen in Athen?”
“Nun,” sagte Sokrates, “woher kommst du, und wie sind die Leute dort?”
“Ich komme aus Argos. Und ich muss leider sagen, dass die Menschen in Argos die gemeinsten, erbärmlichsten und unfreundlichsten Menschen sind, die man sich vorstellen kann.”
“Mein Freund, du wirst feststellen,” sagte Sokrates, “dass die Menschen in Athen auch genauso sind.”
Unsere Perspektive ist wie ein Filter, den wir über alles legen
Für die Reisenden in der Geschichte wirken ihre Perspektiven wie Filter, die es ihnen erlauben, nur bestimmte Dinge zu sehen. Alles, was nicht in die engen Grenzen dieser Perspektive passt, wird ignoriert.
Übertragen auf unser alltägliches Leben bedeutet dies, dass die natürliche Neigung unseres Verstandes, ständig Gedanken und Gefühle der Sorge und Angst zu erzeugen, dazu führen kann, dass so wir von einem überwältigenden Bedürfnis beherrscht werden, Fehler zu vermeiden.
Das Problem ist, dass wir damit häufig in einer Katastrophenperspektive gefangen sind, die verhindert, effektive Entscheidungen über unsere Handlungen treffen zu können. Wir haben das Gefühl, dass wir keine andere Wahl haben, als das weiter zu tun, was wir bisher getan haben, was aber leider oft nicht funktioniert.
Wir verlieren Klarheit über unser Leben
Außerdem sind wir nicht in der Lage, unsere Situation klar einzuschätzen. Die gleichen Gedanken fallen immer wieder wie Steine in einen Teich, so dass die Wellen an der Oberfläche uns nicht mehr den Grund erkennen lassen. Wir sind nicht mehr in der Lage, mit Klarheit zu sehen, was in uns selbst oder um uns herum vorgeht.
Hier ist es eine große Hilfe, in die Position des beobachtenden Selbst zu treten, um ein wenig Abstand von den Gedanken und Gefühlen zu bekommen. Dann können wir sogar verschiedene Perspektiven einnehmen, um zu erkennen, dass wir wieder einmal dabei sind, die Situation aus der Katastrophenperspektive zu sehen, die in diesem Moment möglicherweise nicht sehr hilfreich ist.
Im folgenden findest Du eine Übung, mir der Du den Wechsel Deiner Perspektive trainierst.
Übung: Die Perspektive eines anderen einnehmen
Denke an etwas, das Dich gerade beschäftigt oder gar stresst. Lasse Deine Gedanken für ein oder zwei Minuten dort ruhen und erlaube hervorzutreten, was auch immer an Gedanken und Gefühlen auftaucht. Nimm alles wahr, was in Deinem Kopf vorgeht, inklusive der positiven wie negativen Gefühle.
Denke nun an eine andere Person in Deinem Leben, die Dir wichtig ist, und von der Du weißt, dass sie sich um Dich sorgt. Er oder sie kann leben oder bereits tot sein – Hauptsache, die Person ist Dir wichtig.
Visualisiere die Person und ihren Charakter. Versuche, sie Dir so lebhaft wie möglich vorzustellen. Falls es Erinnerungslücken gibt, nimm Deine Vorstellungskraft zur Hilfe, um diese zu schliessen.
Beantworte nun die folgenden Fragen aus der Sicht dieser Person:
- Was hast Du zu der Situation zu sagen, die (Dein Name) beunruhigt? Gibt es etwas, das (Dein Name) vielleicht übersehen hat?
- Was würdest Du (Dein Name) vorschlagen, um (Dein Name) zu helfen, mit der Situation fertig zu werden?
- Was würdest Du (Dein Name) vorschlagen, um einen kleinen Schritt in Richtung eines Lebens zu machen, das für (Dein Name) erfüllter und sinnvoller ist?
Wie ist es gelaufen? Wie war es, bewusst zu versuchen, die Welt mit den Augen einer anderen Person zu sehen, um ein wenig besser zu verstehen, was Du gerade erlebst?
Warum es hilfreich ist, in die Perspektive eines anderen Menschen wechseln zu können
Denke daran, dass diese Übung nicht darauf abzielt, eine endgültige Antwort auf all Deine Probleme zu erhalten oder dass die Perspektive der anderen Person besser ist als Deine. Sie soll Dir lediglich zeigen, wie hilfreich es sein kann, sich für neue Perspektiven und Informationen zu öffnen, wenn Du merkst, dass Du nicht mehr weiterkommst. Manchmal kann allein der Wechsel in eine andere Perspektive zeigen, dass der Weg nach vorn geradliniger ist, als Du gedacht hast.
Der Vorteil, für einen Moment in die Schuhe eines anderen zu schlüpfen und dessen Perspektive einzunehmen, liegt darin, dass es die Dinge ein wenig aufrüttelt. Es zwingt uns, unseren gewohnten Standpunkt zu verlassen, von dem aus wir normalerweise die Welt, unsere Situation und uns selbst betrachten. Denn wir Menschen sind Gewohnheitstiere und es ist einfacher für uns, auf Autopilot zu schalten und durchs Leben zu gehen. So verharren wir in und agieren immer nur aus unserer vertrauten Perspektive.
Als wären wir selbst die Perspektive
Manchmal stecken wir sogar so sehr in einer vertrauten Perspektive fest, dass wir uns mit dieser Perspektive vollkommen identifizieren. Das mag in gewissen Situationen positiv sein, wenn sich beispielsweise jemand, der von Natur aus mit Abenteuerlust an das Leben herangeht, für einen abenteuerlustigen und mutigen Menschen hält. Es kann aber auch negativ sein, wenn z.B. eine Person, die sich viele Sorgen macht, sich ständig nur als ängstlichen Menschen definiert.
Diese Tendenz, uns auf Basis unserer häufigsten Gedanken und Gefühle und der am häufigsten eingenommenen Perspektiven zu definieren, kann sehr einschränkend sein und zu mentaler Starrheit führen. Dabei steckt mehr in uns, als wir erkennen! Wir sind mehr als nur unser denkendes Selbst, denn wir haben Zugang zu diesem fantastischen beobachtenden Selbst, das alles, was in uns und um uns herum vorgeht, wahrnimmt, ohne zu (ver)urteilen.
Wir sind mehr als unsere Gedanken, Gefühle und Triebe
Von diesem beobachtenden Selbst aus können wir unsere Gedanken als das sehen, was sie sind – bloße Worte. Wir können unsere Gefühle als das sehen, was sie sind – nur Empfindungen in unserem Körper. Wir können unsere Triebe als das sehen, was sie sind – nur Antriebe, die uns dazu bringen, eine von vielen verschiedenen verfügbaren Handlungsweisen zu wählen.
Von diesem Punkt aus können wir auch sehen, dass wir nicht unbedingt „ein ängstlicher Mensch“ oder „ein wütender Mensch“ sind, selbst wenn wir einen Großteil unserer Zeit damit verbringen, uns ängstlich oder wütend zu fühlen.
Jeder von uns hat viele Facetten, von denen eine Menge oft ignoriert oder vergessen werden, wenn wir die Dinge um uns und uns selbst immerfort nur aus einer uns vertrauten Perspektive betrachten.
Deshalb versuche, öfters mal eine andere Perspektive einzunehmen, um Dich, Deine Handlungen und Dein Leben zu betrachten. Du wirst sehen, ein solcher Perspektivwechsel eröffnet Dir ungeahnte Möglichkeiten!