Geschichten sind hervorragende Kommunikations-Werkzeuge. Sie lehren und inspirieren uns, schaffen Vertrauen und helfen uns, Mitgefühl für andere zu zeigen. Ob Du ein Redner bist, der ein Publikum begeistern möchte, ein Unternehmer, der plant, die Geschichte seines Erfolges zu erzählen, ein Schriftsteller, der einen Roman schreibt, oder ein Elternteil, das Dein Kinder ins Bett schicken möchte – in all diesen völlig unterschiedlichen Situationen ist das Geschichtenerzählen das beste Mittel, um Dein Publikum zu unterhalten und zu überzeugen.
Warum Du Deine Geschichte erzählen solltest
Wenn Du möchtest, dass die Menschen ein kompliziertes Konzept begreifen, eine diffizile Erklärung oder Lösung verstehen und sich mit ihr identifizieren, erzähle eine Geschichte. Sobald Du eine Story bringst, macht es „Klick“ im Gehirn einer Person und sie kann plötzlich verstehen, was Du zu sagen oder erklären versuchst.
Wer also gute Geschichten erzählen kann, wird schneller eine stärkere Verbindungen zu anderen Menschen aufbauen. Aus gutem Grund wird im Marketing vermehrt mit Geschichten gearbeitet, anstatt bloße Produktmerkmale anzupreisen. Es gibt viele Beispiele dafür, dass diejenige Werbung, die die klarste Geschichte erzählt, am ehesten zu einem viralen Hit wird. Vielleicht kennst Du einen der legendären Budweiser-Werbespots, die meist während des Super Bowls Premiere haben. Für manche Menschen sind die Werbespots, die unterschiedliche Geschichten mit den schönen Clydesdale-Kaltblütern erzählen, der einzige Grund, warum sie sich den Super Bowl überhaupt ansehen (https://zuegel-und-buegel.com/budweiser-clydesdale-werbung/).
Keith Quesenberry, Dozent am Johns Hopkins Center for Leadership Education, verbrachte eine Saison damit, die Wirksamkeit von über 100 Super Bowl-Werbespots zu studieren. “Viele denken, es geht nur um Sex, Humor oder um die Tiere, dabei ist das Wichtigst eines erfolgreichen Werbespots, ob er eine Geschichte erzählt oder nicht”, sagte Quesenberry. Er fügte hinzu: “Je vollständiger eine Story ist, die die Vermarkter in ihren Werbespots erzählen, desto höher steigt sie in den Bewertungsumfragen und desto mehr Leute möchten sie sehen und teilen.”
Man nimmt an, dass Geschichten den moralischen Kompass in unserem Gehirn kalibrieren. Er wertet aus, wann wir aus einer Geschichte lernen, was wir im Leben zu schätzen wissen, was schön und was banal ist, wofür wir leben und wofür wir sterben müssen.
Die Geschichte als Kommunikationstechnik
Geschichten sind nicht mehr nur ein Werkzeug für Künstler. Genau wie Eltern, Vorgesetzte, Unternehmer, Lehrer oder Verkäufer hast vielleicht auch Du Dich schon gefragt, wie Du Geschichten in Deine Kommunikationsmethodik integrieren kannst. Glücklicherweise ist das Erzählen von Geschichten eine Fähigkeit, die wir lernen können, beziehungsweise die bereits in uns steckt. Es gibt klare und einfache Strukturen für eine gute Geschichte, die hilft, Zuhörer zu fesseln und Vertrauen aufzubauen, als säße man mit seinen engsten Freunden zusammen am Lagerfeuer. Wenn Du diese Strukturen einmal erlernt hast, kannst Du sie in allen Lebenslagen anwenden und Deine Kommunikationstechnik und Überzeugungskraft immens steigern.
Im Folgenden möchte ich Dir eine einfache, grundlegende Struktur für eine gute Geschichte vorstellen, die Du selbst schnell anwenden kannst. So simple diese Struktur auch zu sein scheint, sie ist sehr dennoch äußerst machtvoll. Sobald Du diese Struktur beherrscht, wirst Du beginnen, in Filmen, in einem Werbespot oder beim Lesen eines Buches gewisse Muster zu erkennen, die immer wieder auftauchen. Dabei lernst Du, wie Du diese Struktur in Deine eigene Kommunikation einbauen kannst.
Eine gute Geschichte ist einfach, klar und verständlich
Bei einer Geschichte handelt es sich um ein sinnstiftendes Instrument. Einer der Gründe, warum sich Menschen zu Geschichten hingezogen fühlen, ist, dass das Leben innerhalb einer Geschichte klar und verständlich zu sein scheint. Wenn wir eine Geschichte hören, wissen wir genau, wer der Held ist, was er will und was er plant. Wir wissen auch, welche großartigen Dinge passieren werden, wenn der Held Erfolg hat, und welche Tragödien ihm widerfahren werden, wenn er versagt.
Das wirkliche Leben funktioniert natürlich anders. Viele Menschen wachen jeden Morgen auf und wissen nicht genau, was zuerst angepackt werden muss, was im Leben wirklich wichtig ist oder was auf dem Spiel steht, wenn sie Erfolg haben oder nicht. Geschichten stellen eine klare und verdichtete Version des Lebens dar; sie machen das kompliziert erscheinende Leben verständlich, weshalb die Menschen sie gerne hören.
Das menschliche Gehirn tut sich schwer mit Chaos und bevorzugt in der Regel Klarheit. Eine gute Geschichte sollte daher klar strukturiert und verständlich sein. Je mehr Wust und Durcheinander in einer Geschichte vorkommen, desto eher fühlt sie sich an wie das wirkliche Leben und desto weniger werden die Menschen ihr Aufmerksamkeit schenken. Die Ereignisse in einer Geschichte sollten daher in einer Reihenfolge erzählt werden, die für den Zuhörer nachvollziehbar ist.
Wie erzählen wir eine gute Geschichte?
Die Struktur, die ich Dir vorstellen möchte, ist ein sehr einfacher, nur drei Schritte umfassender Prozess, den Du bei allen Gelegenheiten, in denen Du eine Geschichte erzählen möchtest, nutzen kannst. Die Struktur ist so simpel, dass sie für Dich sogar zur zweiten Natur werden kann. Wenn Du beispielsweise von der Arbeit nach Hause kommst und Dich an die Ereignisse des Tages erinnerst, wird sich dabei mit der Zeit ganz automatisch diese Erzählstruktur etablieren. Parallel wirst Du merken, wie ander Menschen Dich plötzlich viel besser verstehen und nachvollziehen können, was und warum Du bestimmte Dinge tust.
Das beste an dieser Erfahrung: Du wirst wesentlich interessanter, und zwar nicht nur vor großem Publikum bei einer Rede oder Präsentation, sondern auch bei den Menschen, die Dir nahe stehen. Dein Partner beginnt auf einmal, Dir viel aufmerksamer zuzuhören. Denn das, was Du erzählst, ist nicht nur klar, sondern auch spannend, da Du eine einfache, aber machtvolle Erzählstruktur verinnerlicht hast, mit deren Hilfe Du komplizierte Sachverhalte verständlich und banal erscheinende Erlebnisse interessant darzustellen vermagst.
Wie sieht eine einfache Erzählstruktur für eine Geschichte aus?
Eine sehr einfache Struktur, die ich immer wieder benutze, umfasst die folgenden drei Schritte:
- Der Hauptcharakter (Held) der Geschichte hat ein Problem.
- Er trifft eine andere (“weise”) Person, die ihm einen Plan gibt und ihn zum Handeln auffordert.
- Diese Aktion führt entweder zu einer Erfolgsgeschichte (Happyend) oder zu einer Tragödie.
Das ist es, nicht mehr und nicht weniger. Natürlich kann das ganze mit Dramatik und Fantasie ausgeschmückt werden, aber diese drei Schritte sind die Basis. Auf diesen drei Sätzen beruhen die Handlungen für Tausende Hollywoodfilme oder Serien, von Star Wars bis The Hunger Games, die insgesamt Milliarden von Dollar eingespielt haben.
Was ist ein Beispiel für eine simple Geschichte?
Im folgenden ein ganz einfaches Beispiel für eine Geschichte aus dem täglichen Leben:
1. Das Problem
Als ich in der zwölften Klasse war, habe ich mich zum ersten Mal richtig verliebt. Ich mochte einen Mitschüler aus meinem Chemie-Leistungskurs. Der wollte allerdings nichts mit mir zu tun haben. Er ignorierte mich praktisch und die wenigen Male, die er mit mir sprach, nannte er mich sogar beim falschen Namen.
2. Auftritt der “weisen” Person:
Seine Schwester war in meiner Volleyball-Mannschaft und hatte bemerkt, dass ich ihren Bruder mochte. Sie fand wohl, dass wir gut zusammen passen würden. Als uns von unserem Trainer VIP-Karten für ein Spiel des 1. FC-Köln angeboten wurden, erzählte mir die Schwester, dass ihr Bruder ein großer Köln-Fan sei und schlug vor, ich sollte ihn doch fragen, ob er mit mir zusammen dort hingehen wolle.
3. Happyend
Natürlich war ich sehr aufgeregt, aber beim nächsten gemeinsamen Unterricht erzählte ich ihm ganz unverbindlich von den VIP-Karten. Das weckte tatsächlich sein Interesse und ich fasste den Mut, ihn zu fragen, ob er mit mir zusammen das Spiel ansehen wolle. Und siehe da, er sagte sofort zu – das Date war perfekt! Wir sind anschliessend tatsächlich zusammengekommen und hatten eine gute Zeit.
Mehr ist es nicht. Zugegebenermaßen handelt es sich bei diesem Beispiel um eine sehr einfache Geschichte, mit der man keinen Preis gewinnen kann, aber es ist eine Geschichte. Eine Geschichte, die bei Deinem Zuhörer Aufmerksamkeit erweckt, da unser menschliches Gehirn darauf trainiert ist, wissen zu wollen, was als Nächstes passiert. Das macht die Sache spannend. Anstatt einfach nur zu sagen: “Ich habe meine ersten Freund beim Fußball kennengelernt” – eine simple Feststellung, die dem Gehirn Deines Gesprächspartners nicht die Möglichkeit gibt, seine Neugierde zu befriedigen – erzeugst Du durch eine nachvollziehbare Geschichte Verständnis und Spannung.
Interessanter wird es natürlich, wenn zusätzlich ein wenig Humor oder Dramatik mit ins Geschehen fließt: Ich könnte die Karten vergessen haben, und es trotzdem geschafft haben, ins Stadion zu kommen. Ober wir könnten anschließend in der Bar auf seine Ex gestoßen sein, die jetzt einen seiner Freunde dated. Was auch immer, es gibt viele Möglichkeiten eine Geschichte noch spannender zu gestalten.
Aber gerade am Anfang solltest Du es Dir nicht zu kompliziert machen. Denke über eine einfache Geschichte nach, die entweder zu dem Thema passt, welches Du präsentierst, oder die Dich als Person vorstellt. Das Geschichtenerzählen hilft Dir auch dabei, Dich langsam “warm” zu reden und Du merkst, wie die Aufregung allmählich abnimmt.
Auf geht’s, erzähle Deinem Publikum Deine Story!
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