Wie schafft man es, Schicksalsschläge besser zu verarbeiten? Warum scheinen manche Menschen tragischen Ereignissen oder Verlusten schneller als andere verarbeiten zu können? Wieso bleiben manche Menschen an einem bestimmten Punkt in ihrem Leben hängen, ohne sich weiterzuentwickeln, während andere, die einen viel schwierigeren Start hatten, plötzlich scheinbar mühelos durchzustarten scheinen?
Psychologen haben diese Themen lange untersucht und mittlerweile eine Erklärung gefunden, die Du vielleicht bereits gehört hast. Sie lässt sich mit einem Wort umschreiben: Resilienz, oder auch psychische Widerstandskraft oder -fähigkeit.
Was ist Resilienz?
Resilienz bedeutet, wie gut sich eine Person an außergewöhnliche Ereignisse in ihrem Leben anpassen kann. Dabei kann es sich um eine Tragödie, eine Naturkatastrophe, ein gesundheitliches Problem, eine Beziehungskrise, berufliche Herausforderungen oder Probleme in der Schule gehen. Eine Person mit guter Resilienz kann sich schneller und mit weniger Stress an die schwierige Situation anpassen als jemand, dessen Widerstandskraft nicht so stark ausgeprägt ist, der weniger resilient ist.
Jeder Mensch ist resilient, auch Du. Die Frage ist nur, wie stark und wie gut Du die Widerstandskraft in Deinem Leben einsetzt. Resilienz bedeutet nicht, dass Du die Intensität des Ereignisses oder Problems nicht spürst. Es bedeutet vielmehr, dass Du einen guten Weg gefunden hast, schneller und erfolgreicher mir dem Problem umzugehen.
Jeder kann lernen, seine Widerstandsfähigkeit zu steigern, und zwar unabhängig vom Alter, der Ausbildung, den familiären Voraussetzungen oder den Umständen, in denen man lebt. Die einzige Voraussetzung für die Stärkung der Resilienz ist der Wille und die Bereitschaft, genau dies auch wirklich zu tun. Ist diese Voraussetzung erfüllt, kannst Du viele Wege finden, täglich Deine Widerstandskraft zu stärken.
Warum ist es wichtig, seine Widerstandskraft zu stärken?
Herausforderungen und Enttäuschungen sind im Leben unvermeidlich. Jeder von uns wird im Laufe seines Lebens auch schwierige Zeiten durchleben müssen, ausgelöst durch Beziehungsprobleme, Krankheit, finanzielle Belastungen, beruflicher Stress oder einen Trauerfall. Auch Reichtum schütz nicht vor traumatischen Erlebnissen und Tragödien. Widerstandskraft ist der beste Schutzmechanismus für Dich während solch herausfordernden Zeiten.
Resilienz ist einer der wichtigsten Schlüssel zu mehr Zufriedenheit. Sie kann Depressionen vorbeugen und Beziehungen verbessern. Resilienz hilft Dir, plötzlich auftretende und unerwartete Herausforderungen zu meistern, und schützt somit auch Deine Gesundheit.
Viele Menschen, die einen eher schwierigen Start im Leben hatten, schaffen es trotzdem, ihr Leben in ausgesprochen positive Bahnen zu leiten. Sie sind entschlossen, die Fehler anderer (z.B. ihrer Eltern) nicht zu wiederholen. Das bedeutet, sie haben Resilienz entwickelt. Das beweist, dass Reilienz auf Denkmuster und Verhaltensweisen beruht, die jeder lernen kann. Im Wesentlichen bedeutet Resilienz, die Entschlossenheit zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und Dich nicht ständig als Opfer zu sehen. Voraussetzung dafür ist, dass Du lernst, Deine Gefühle besser zu kontrollieren und dadurch auf Hürden und Widrigkeiten gelassener reagieren kannst.
Wie steigerst Du Deine Widerstandskraft?
Es gibt viele Möglichkeiten, um Deine Widerstandskraft zu stärken. Eine der wichtigsten Grundlagen ist es, unterstützende Beziehungen zu Deiner Familie und / oder Freunden aufzubauen. Gute und positive Beziehungen helfen Dir in schwierigen Zeiten Ruhe zu finden, um Dich nach einem schwierigen Ereignis oder Problem schneller erholen zu können und wieder neuen Mut zu fassen.
Beziehungen sind nicht nur innerhalb der Familie wichtig, sondern auch außerhalb der Familie. Ein starkes Netzwerk von echten Freunden ist eine wertvolle Komponente für die Verbesserung Deiner Widerstandsfähigkeit. Starke soziale Netzwerke – und hier sind die tatsächlichen Beziehungen direkt von Mensch zu Mensch gemeint, und nicht die Social Media-“Freundschaften” – sind der wichtigste Schlüssel, um im sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, auch in herausfordernden Zeiten.
Es gibt noch weitere Faktoren, die Dir dabei helfen können, resistenter zu werden:
- Die Entwicklung eines positiven Selbstbildes und Vertrauen in Deine eigenen Stärken und Fähigkeiten
- Regelmäßig realistische Pläne zu erstellen und diese dann auch umzusetzen
- In der Lage sein, Deine Gefühle effektiv und auf eine gesunde Art und Weise zu kontrollieren
- Über gute Kommunikationsfähigkeiten zu verfügen oder daran zu arbeiten, diese zu verbessern
- Den Fokus auf lösungsorientiertes Handeln zu legen, anstatt auf bloße Problemerkenntnis
Um widerstandsfähiger zu werden, sind Geduld, Durchhaltevermögen, Engagement und Konzentration erforderlich. Es wird Dir nicht nur über Nacht gelingen, widerstandsfähiger zu sein. Auch mit dem Lesen eines Buches oder Informationen wie dieser Blog-Artikel ist es nicht getan. Die Fähigkeit, zu lernen, wie Du Deine Resilienz steigerst ist ein Prozess, der meist mehrere Monate dauert. Und die eigentliche Arbeit, permanent seine Widerstandskraft zu stärken, ist etwas, was man sein ganze Leben lang tun sollte.
Aber das soll Dich nicht frustrieren, denn erstens ergeht es jedem Menschen so. Das heißt, auch diejenigen Menschen, die sehr resilient sind, haben diese Fähigkeit nicht über Nacht erlernt. Und zweitens, im Gegensatz zu Deiner Augenfarbe oder Körpergröße ist Resilienz keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die jeder Mensch mit ein wenig Geduld und Training verbessern kann.
11 Wege, Deine Resilienz zu trainieren
- Betrachte die täglichen Probleme des Lebens als Chance, Resilienz aufzubauen. Wenn Du im Café unhöflich bedient wirst, eine Freundin sich mal wieder verspätet oder ein Kollege eine dumme Bemerkung macht – reagiere nicht sofort gereizt und frustriert, sondern bewahre Ruhe und entscheide dann, wie Du mit der Situation umgehst. Diese alltäglichen Ärgernisse sind hervorragende Gelegenheiten, um zu üben, Deine Gefühle zu kontrollieren und damit resistenter zu werden.
- Ein anderer Weg, mehr Kontrolle über Deine Gefühlswelt zu erlangen, ist es, die Dinge mit Humor und Optimismus zu betrachten. Bist Du beispielsweise gestresst bei der Arbeit, mache gegenüber einem Kollegen bewusst einen kleinen Witz über das, was Dich stresst. Ein gemeinsamer kurzer Lacher durchbricht den Kreislauf aus negativen Gedanken und Du kannst die Dinge mit etwas mehr Abstand und Ruhe betrachten.
- Nimm Dir etwas Zeit, um ein Problem zu durchdenken und die beste Lösung zu finden. Und dann ziehe es durch; sollte sich herausstellen, dass Dein Ansatz doch nicht der beste war, resigniere nicht und mache Dir nicht ewige Vorwürfe, sondern sage Dir, das war eben die beste Lösung, die sich zu dem Zeitpunkt angeboten hat. Passe anschließend Deine Herangehensweise an und mache weiter!
- Bitte andere Menschen um Unterstützung. Manchmal reicht es schon, wenn Du einer anderen Person Dein Problem beschreibst. Sobald Du Deine Gefühle in Worte fasst, fallen Dir oft von ganz allein Lösungsmöglichkeiten ein, ohne dass die andere Person Dir lange Ratschläge geben muss. Wichtig ist es, das Problem und die damit verbundenen Gefühle aus Deinem Kopf zu bekommen, und dafür ist ein Gespräch mit einer vertrauten Person ideal. Falls Du niemanden ansprechen kannst oder partout nicht willst, hilft es auch, die Dinge aufzuschreiben, oder auch “rauszuschreiben”.
- Bewahre eine positive Perspektive und mache Probleme nicht größer, als sie sind. Wir neigen manchmal dazu, ein Problem zu überdimensionieren und plötzlich alles schwarz zu sehen. Denke an alle Aspekte in Deinem Leben, die gut laufen. Hast Du beispielsweise Liebeskummer, danke daran, wie gut die Beziehungen zu Deinen Eltern, Geschwistern oder auch Kollegen bei der Arbeit ist. Um Dich kurzfristig abzulenken, kann auch ein gutes Buch oder ein lustiger Film hilfreich sein. Vermeide in solchen Situationen negative Nachrichten und Schreckensmeldungen. Man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, sich eine Auszeit vom täglichen Nachrichtenkonsum zu gönnen, sei es Fernsehen, Internet oder Zeitung.
- Betrachte Rückschläge oder die Enttäuschungen als vorübergehend. Nichts hält für immer an, nicht einmal einschneidende Ereignisse und Traumata. Emotional schwierige Zeit kannst Du besser bewältigen, wenn Du Dir bewusst machst, dass auch dies eine Phase ist, die vorübergehen wird.
- Setze auf Flexibilität. Anstatt Dich nur auf das eine Problem zu fixieren, schaue was sich rechts und links, oben und unten auftut; lerne Kompromisse zu schließen. Wird es nichts mit der ersehnten Beförderung ist vielleicht ein Auslandsaufenthalt als Expat drin. Hat Dich der Freund verlassen, buche den nächsten Flug zu Deinem Traumziel und tue eine Weile nur das, was Dir Spaß macht. Vor Jahren habe ich genau das getan und was passierte: ich habe dabei den Mann meines Lebens kennengelernt!
- Kultiviere Dankbarkeit. Denke an all die schönen Dinge, die Dir widerfahren sind, und sei dankbar dafür. Sobald Du aktiv Dankbarkeit pflegst, setzt Du wesentliche Aspekte der Widerstandsfähigkeit akut um und erlangst mehr Zufriedenheit im Leben. Je dankbarer Du bist, desto widerstandsfähiger wirst Du.
- Erinnere Dich an Deine Siege. Auch wenn es schwierig ist, aber gerade in Zeiten, in denen Deine Gedanken ständig um Selbstzweifel, Trauer, Misserfolge und Negativität kreisen, musst Du versuchen, Dich and Deine vergangenen Erfolge zu erinnern. Die positiven Erfahrungen in Deinem Leben sind Beispiele dafür, wie Du scheinbar unmögliche Hürden, überwunden hast. Dies dient als Erinnerung daran, dass Du es bereits zuvor geschafft hast, Widrigkeiten zu überwinden. Jetzt kannst Du es wieder tun.
- Springe in die Zeitmaschine und stelle Dir vor, wie Du ein bestimmtes Hindernis überwunden hast. Sieh Dich als die starke, fähige Person, die sich mit Mut und Selbstbewusstsein durchgesetzt hat.
- Wenn sich die Dinge wieder beruhigt haben, überlege, was Du aus der Situation gelernt hast und was für ein Nutzen Du für die Zukunft daraus ziehen kannst. Die Fähigkeit, auf schwierige Zeiten zurückzublicken und zu sehen, wie Du die Situation erfolgreich gemeistert hast, anstatt Dich nur auf die leidvollen Erfahrungen zu konzentrieren, ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung von Resilienz.
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